Charles George Danford

(1843 – 1928)

Sf. Nicolae bei Densuş
um 1874
Aquarell
40,2 × 30,1cm
signiert links unten: Demsus Trans. / ChD

Charles George Danford war ein schottischer Anwalt, Ornithologe und einer der letzten großen Forschungsreisenden des 19. Jahrhunderts. 1874 wurde er in die Londoner Zoologische Gesellschaft aufgenommen. In den 1860er bis 1890er Jahren unternahm er ausgedehnte Reisen, die ihn bis in den Nahen Osten und nach Abessinien (Äthiopien) führten. Als Künstler ist er heute kaum bekannt, obwohl auf seinen Reisen, gleichsam einem bebilderten Reisetagebuch, über vierhundert zumeist kleinformatige Aquarelle und eine stattliche Anzahl an Zeichnungen sowie Ölgemälde entstanden. Auf seinem Weg in die Türkei durchreiste Danford auch Österreich-Ungarn. Außerdem übersetzte er 1889 Kronprinz Rudolfs Buch „Jagden und Beobachtungen“ (Wien, 1887) ins Englische.

2009 konnte das Siebenbürgische Museum durch die Unterstützung des Fördervereins 66 Aquarelle und Zeichnungen Danfords mit siebenbürgischen Motiven erwerben. Ein besonderes Stück aus diesem Konvolut ist die Ansicht der Kirche Sf. Nicolae bei Densuş, die heute als die älteste noch in Gebrauch befindliche orthodoxe Kirche Rumäniens gilt. Sie geht wahrscheinlich auf einen frühchristlichen Vorgängerbau zurück. In ihren Mauern sind zahlreiche antike Bauteile wiederverwendet.

Mit modern anmutender, schneller und sicherer Malweise hat Danford die Kirche im Aquarell festgehalten. Das Blatt ist ein gutes Beispiel für die künstlerischen Fähigkeiten des Naturforschers. Indem er sich nicht nur auf die Schilderung der Architektur konzentriert, entfernt sich die Darstellung von der reinen Illustration. Durch die stimmungsvolle Wiedergabe der umgebenden Natur und der Wolken vermittelt er vielmehr einen Eindruck der Atmosphäre des abgelegenen Ortes.