Birnkrug

19. Jh.
Thorenburger Ware
glasiertes Tongefäß
Höhe 22 cm, Durchmesser 11 cm

Im letzten Viertel des 18. Jahrhunderts begann in Siebenbürgen die Herstellung von buntfarbiger Zierkeramik nach dem Vorbild importierter und in Siebenbürgen produzierter Fayencen (Habaner Fayencen). Diese Keramik wird nach dem Ort Thorenburg/Turda als Thorenburger oder Turdaer Ware bezeichnet.

Charakteristisch ist für die Thorenburger Ware, neben der Buntfarbigkeit, ihr figürlicher Dekor. Es existieren Gefäße mit Darstellungen von Soldaten. Ein weiterer Teil zeigt Zunftzeichen. Häufig sind auch Symbolmotive wie ein fliehender Hirsch, als Sinnbild der Jagd, oder ein Lebensbaum abgebildet. Zu letzterer Gruppe zählt der kleine birnenförmige Krug.

Über einem umlaufenden Band mit Schachbrettmuster am Fuß, findet sich an Bauch und Hals des Kruges das Hauptornament. Umrahmt von zwei Blumen sitzt ein Vogel mit dem Kopf nach oben gereckt auf einer halbrunden Blüte. Über ihm befindet sich ein weiteres Pflanzenornament, das an einen stilisierten Akanthus erinnert. Die Kombination von Pflanzen- und Vogelmotiv ist eine auf siebenbürgischen Keramiken gebräuchliche stilisierte Variante des persischen Lebensbaummotivs. In der persischen Mythologie handelt es sich dabei um einen Baum mit gespaltenem Stamm, aus dem Lebenswasser strömt, das Heilung und Unsterblichkeit verleiht. Zwei Vögel beschützen den Baum und tragen das heilende Wasser um Heilung Bittenden zu. Das Motiv kam wahrscheinlich im Mittelalter über Handelskontakte mit dem byzantinischen Reich bzw. Venedig nach Siebenbürgen und wurde im Volksglauben als Glücks- und Segenssymbol genutzt.

Literatur: Roşca, Karla/Klusch, Horst: Keramikerzeugnisse der Zünfte, der Manufakturen, der Habaner Werkstatt aus Siebenbürgen. Sibiu 2010, S.101-105.