Kastentisch

Südsiebenbürgen
1734
Nadelholz, Tempera

Der Kasten- oder Rumpftisch besitzt ein Schubfach unterhalb der Tischplatte. Diese ist in Nuten geführt und verschiebbar. Querstege am Tischfuß geben dem Möbel Stabilität.
Obwohl diese Tischform in Siebenbürgen weite Verbreitung gefunden hat und zum standardisierten Mobiliar einer siebenbürgischen „Guten Stube“ („Vedderstuf“) gehört, ist sie keine siebenbürgische Erfindung. In der Spätgotik und während der Frühen Neuzeit waren diese Tische in Süddeutschland und den Alpenländern sehr beliebt. Daher ist auch die Bezeichnung „gotischer Tisch“ für den Kastentisch gebräuchlich. Ab 1520 ist die Herstellung von Kastentischen als repräsentatives Mobiliar bürgerlicher Haushalte in Hermannstadt belegt. Ab etwa 1700 sind diese, wie der hier vorgestellte, im ländlichen Raum Südsiebenbürgens nachweisbar. Die am aufwändigsten bemalten Stücke aus dem bäuerlichen Umfeld stammen aus dem 19. Jahrhundert.

In dieser Zeit verschob sich die Nutzung der „Guten Stube“ („Vedderstuf“) vom Wohnraum hin zu einem Raum für Repräsentation und Zeremonien. Dem Kastentisch kam dabei eine zentrale Stellung zu: An ihm wurde beispielsweise traditionell der Brautvertrag unterschrieben. Die Schublade diente zur Aufbewahrung wichtiger Gegenstände, wie des Hausbuchs und der Familienkasse.

Literatur: Sedler, Irmgard: Wohnkultur und bemalte Wohneinrichtungen im ländlichen Siebenbürgen (I). In: Jahresheft des Siebenbürgischen Museums, Neue Folge, Nr. 1-2 / 2006-2007, S. 9-25.