Carl Dörschlag

(1832 – 1917)

Frauenbildnis / Junge Rumänin
1890
Kohle auf Papier
51,5 × 40 cm
Signiert und datiert unten rechts: „CD [ligiert] 6 / III 90.“

Die Kopfstudie einer jungen, durch das Hemdgewand (iie) als Rumänin gekennzeichneten Frau gehört in eine Reihe von siebenbürgischen Charakterstudien, welche Dörschlag vor allem in den 1880/90er Jahren anfertigte. Diese Darstellungen stehen stilistisch noch in der Fortführung der Tradition der Volkstypendarstellungen, wie sie die akademische Malerei seit der Romantik etabliert hatte. Gleichzeitig offenbaren sie eine verspätete Resonanz auf die zeitgenössischen Kunstströmungen, etwa den Symbolismus in diesem Falle. Der symbolistische Anklang ist greifbar am Versuch des Malers, die sentimentale Identität der Porträtierten mit ins Bild einzubeziehen. Hier ist es der Ausdruck des Verträumten, des Empfindsamen, was der abgewandte, in die Ferne schweifende Blick und die anmutige Neigung des Kopfes verraten. Das Fremd-Exotische materialisiert sich in dem orientalisch anmutenden Ohrring.

Ein Markenzeichen Dörschlags ist, wie hier erkennbar, die handwerkliche Perfektion der Zeichnung. Die Porträtstudie entstand im Nachhall der ersten Hermannstädter Kunstausstellung von 1887.

Irmgard Sedler