Geschichte des Museums

Die Museumsgründung in Gundelsheim stand in der Tradition der Museumsgründungen im 19. Jahrhundert auf dem Gebiet Siebenbürgens. Die Institution Museum nimmt im symbolischen Haushalt der Siebenbürger Sachsen einen wichtigen Raum ein (vor allem das Brukenthal-Museum in Hermannstadt, einstiges Nationalmuseum der Siebenbürger Sachsen, als auch das Museum des Siebenbürgischen Karpatenvereins in Hermannstadt). Bereits 1841 gründete sich der „Verein für siebenbürgische Landeskunde“ mit dem Ziel „die Forschung in allen Zweigen der Vaterlandskunde“ zu unterstützen. Aus der Idee heraus, das materielle Kulturerbe zu bewahren, entstanden Ende des 19. Jahrhunderts in Siebenbürgen volkskundliche und kulturhistorische Sammlungen. Allen voran ist hier die von Emil Sigerus zusammengetragene und von Julius Bielz ergänzte volkskundlich-kulturgeschichtliche Sammlung des Siebenbürgischen Karpatenvereins zu nennen.

In diese Tradition landesgeschichtlich geprägter siebenbürgischer Museumseinrichtungen reihte sich das Siebenbürgische Museum in Gundelsheim ein. Auch in Gundelsheim waren es die siebenbürgisch-sächsischen Vereine, die in den 1960er Jahren zuerst eine Ausstellung, dann eine Museumseinrichtung auf Basis der von Lore Connerth-Seraphin begonnenen volkskundlich-kulturgeschichtlichen Sammlung auf Schloss Horneck, dem Sitz und Eigentum des Honterus-Vereins, aufbauten. Auch hier ging es von Anfang an um ein traditionelles Sammlungskonzept, welches die identitätsstiftenden Zeugnisse siebenbürgisch-sächsischer Materialkultur vermitteln und bewahren sollte.

1968 wurde das Museum der allgemeinen Öffentlichkeit zugänglich gemacht. 1973 gründete sich der Trägerverein Siebenbürgisches Museum Gundelsheim e.V. dem sieben wichtige Vereine der Siebenbürger Sachsen in Deutschland angehören: der Verband der Siebenbürger Sachsen in Deutschland e.V., die Gemeinschaft der Evangelischen Siebenbürger Sachsen und Banater Schwaben im Diakonischen Werk der EKD e.V., das Siebenbürgische Kulturzentrum Schloss Horneck e. V., der Siebenbürgisch-Sächsische Kulturrat e. V., die Siebenbürgisch-Sächsische Stiftung, der Verband der Siebenbürgisch-Sächsischen Heimatortsgemeinschaften e.V. und der Arbeitskreis für Siebenbürgische Landeskunde e. V.. Später trat auch die Stadt Gundelsheim dem Trägerverein bei. Die Sammlungen wie die Ausstellungsfläche wuchsen von 1973 an stetig. 1991 räumte der Bund als wichtigster Förderer dem Museum im Rahmen einer Institutionalisierung den Status eines Landesmuseums für Siebenbürgen ein. In der Folge wurde das Siebenbürgische Museum offiziell zum zentralen Ort der Bewahrung, Erforschung und Vermittlung des materiellen siebenbürgischen Kulturguts in Deutschland. Waren die Sammlungen bis dahin eher nach dem Prinzip der Zufallsschenkungen entstanden, so gelang es, durch gezielte Sammlertätigkeit nunmehr das Profil des Museums zu schärfen, indem die Kernsammlungen systematisch ergänzt und erweitert wurden. Zugleich legte der damalige Leiter des Museums, Dr. Volker Wollmann, einen weiteren Sammlungsbereich an – Technik und traditionelles Handwerk. Daher musste 1993 ein Depotgebäude außerhalb des Museums für die sachgerechte Lagerung des umfangreichen Museumsguts eingerichtet werden. Mit der Übernahme des Vorsitzes des Trägervereins durch die Museumswissenschaftlerin Dr. Irmgard Sedler im Jahr 1999 kamen zwei weitere wichtige Sammlungsbereiche hinzu – jene zur städtischen und ländlichen Alltagskultur und jene zur Kirchengeschichte.

Die Dauerausstellung wurde 1996/97 umfassend neu gestaltet und nach Themenkomplexen zur siebenbürgischen Kunst- und Kulturgeschichte gegliedert. Es folgten im Laufe der Jahre Neugestaltungen der einzelnen Themenbereiche sowie der Einbau von Medienstationen. 2006/07 konnten im Obergeschoss auf ca. 100 m² zwei neue Sonderausstellungsräume erschlossen werden. 2021 begannen umfangreiche Maßnahmen zur Vergrößerung des Museums und Verdoppelung der Ausstellungsfläche. Im Juli 2023 wurde als erster Bauabschnitt die neue Gemäldegalerie im Obergeschoss eingeweiht.

Seit 1991 wurde der wissenschaftliche Austausch mit den siebenbürgischen Nationalmuseen in Rumänien gepflegt und nach der Jahrtausendwende intensiviert. Das Siebenbürgisch-Sächsische zwischen Mythos, Erinnerung, Geschichte und Gegenwart im multinationalen Umfeld steckt heute das Feld der kulturhistorischen Vermittlungsarbeit des Siebenbürgischen Museums ab.

  • Gemäldegalerie, 2023

    Gemäldegalerie, 2023

  • Schaudepot, 2014

    Schaudepot, 2014

  • Wechselausstellungsraum, 2009

    Wechselausstellungsraum, 2009

  • Raum

    Raum “Rituale der Gemeinschaft”, 2007

  • Raum

    Raum “Ländliches Alltagsleben”, 1997

  • Ausstellungsraum Keramik, 1984

    Ausstellungsraum Keramik, 1984

  • Ausstellungsraum Trachten, 1984

    Ausstellungsraum Trachten, 1984